Es fängt ganz harmlos an. Erst nimmt man sich weniger vor. Nur 2 Vorlesungen nächstes Semester und nur einen Tag arbeiten. Eh man sich versieht, bangt man, ob man überhaupt eine machen kann. Dann kündigt man seinen Hiwi-Job und gleichzeitig seine finanzielle Unabhängigkeit, um mal "die Füße hochzulegen" und sich voll auf das Schwangersein zu konzentireren, merkt aber schnell, dass der Hiwi-Job entspannter war als alles, was jetzt an Kram und Hin-und-Her-Gerenne auf einen zukommt, wenn der Mann voll berufstätig ist und man mal eben schnell umziehen will. Dann greift man natürlich gerne auf die Hilfe von Famile und Freunden zurück. Alle sind super motiviert und willig. Großartig! Aber jetzt passiert etwas völlig Unlogisches: Viel Hilfe, macht viel Arbeit. Alle Updaten, koordnieren, telefonieren, besorgen, bedanken, es Recht machen wollen... Bäm! Irgendwas passiert und man muss wieder alle abtelefonieren und alles neu planen und neue Sachen besorgen und erledigen :( Spätestens jetzt macht sich auch ein riesiges, schlechtes Gewissen breit, da man so viel Unterstützung bekommt und sich aber noch überforderter fühlt. Teufelskreis!!! Wie soll man das je bei allen wieder gut machen?
Also rotiert man noch mehr... in dem Augenblick merkt man auch wie einem das Geld nur so durch die Finger rinnt und man kann nichts machen. Der Liebste verdients und ich gebs aus. Was das alles kostet! Ok, ok, dann geb ich nichts mehr für mich aus.
So liebe Supermom, jetzt bist Du von einer selbstbewussten unabhängigen Frau zu einem selbstaufopfernden großverdienerabhänigen Fußabtreter geworden, auch bekannt als "Everybody's Darling = Everybody's Depp". Willkommen im Mutterschutz! Du hälst Deinem Mann den Rücken frei und bist stolz wie Bolle. Während Du jeden Cent trackst und von Deinem bisschen Geld Gebrauchtsachen für das Baby kaufst, Deine Naturhaarfarbe wiederentdeckst, um am Friseur zu sparen und ein schlechtes Gewissen hast, dass Du Deinem Partner kein neues Fahrrad gönnst, gehen andere Frauen fröhlich die neue Herbstkollektion shoppen.
Falsch! Falsch! Falsch!
Fortsetzung folgt: Wie ich das Aschenputtel in mir töte!
Ui, ich hab's besser. Mein Grossverdiener zahlt mir monatlich Haushaltsgeld und erst noch einen Lohn! Er bedankt sich für's Essen, meckert aber nie, wenn er nichts bekommt. Wenn mir die Puste fehlt, dann fasst auch er an. Er molocht 8 Stunden am Tag und fährt täglich 4 Stunden zur Arbeit und zurück, damit ich zum Friseur kann. Ah, und wir haben keine Kinder. Er hat mir mein Studium finanziert. Er feuert mich an, wenn ich wieder einmal eine kreative Idee habe, die als Blüte am Baum hängen bleibt. Ich vermisse die vermeintliche Karriereleiter nicht. Aber ja, ich helfe diesem und jenem Nachbarn unentgeltlich, weil deren Kinder sehr beschäftigt sind auf der Karriereleiter hoch und runter zu klettern. Ah, ich helfe meinen Freundinnen die Kinder mal zu nehmen, damit sie eine Schnaufpause haben zwischen Haushalt und Karriere - ebenfalls unentgeltlich. Und ach ja, ich habe noch eine greise Mutter, die partout nicht ins Altenheim will - so spart der Staat mehrere Tausend Franken durch mich. Ich höre mir die Wehwechen von vielen an und trocknen deren Tränen - hab halt kein Berater- oder Psychologenhonorar. Ja ich bin das Aschenputtel von allen, aber wisst Ihr was, es geh mir besser als in jenen Tagen ich 8 Stunden im Bau geackert habe, dann zu müde war, irgend etwas zu machen, als zu schlafen, um am nächsten Tag wieder zu ackern. Wow - ich bin privilegiert - ich bin abhängig, so wie jeder auf der Karrierleiter auch - den keiner lebt im hierachiefreien Universum. Wir alle sind aufeinander angewiesen und jeder ist von einem anderen abhängig. Selbst der Unternehmer ist abhängig von seine Kunden. Hört mir doch auf mit diesem blödsinnigen Märchen von Unabhägigkeit. Wir sind geschaffen, um miteinander zu kutchieren. Ohne den Erfinder hätte ich nicht den Nagellack auf meinem Finger. Ohne den Unternehmer würden die Sachen nicht billig produziert werden können, die mir das Leben erleichtern. Haben unsere Frauen nichts anderes im Kopf, als Gott zu werden!? Aber selbst Gott hat sich gedemütigt und wurde abhängig, als er als Mensch unter uns lebte.
AntwortenLöschen