Sonntag, 31. Juli 2011

Pärent - erstmal ändert sich nix!

Meine erster Berufswunsch war Prinzessin, mein zweiter Polizistin, dann kam Hotelmanagerin, Friseurin, Künstlerin, Designerin, Wissenschaftlerin, Philosophin... Im Studium machte ich mich als Hiwi, Berater, Coach und Unternehmerin. Fand ich alles hochspannend und konnte mich gar nicht entscheiden. Mutterschaft fand sich irgendwo als kleine Randfantsie, wenn man mal einen schnulzigen Film geschaut hat, aber auch nur einen Nano-Bruchteil einer Sekunde, ohne größere Vorstellung.

Mein Alltag: Bis in die Nächte studieren und arbeiten, Party bei Bedarf, Männer nach Belieben. Meine Vorstellung für die Zukunft: Bis in die Nächte arbeiten, Party bei Bedarf, Männer nach Belieben.

Und plötzlich: Pärent. :)

Erstaunlich aber wahr: Völlig anders als mein vorheriges Leben ist es dann auch wieder nicht. Als Workoholic habe ich endlich eine 24/7 Anstellung, bin selbständig und in einem enorm abendteuerlichen Projekt beschäftigt. Ja, die Bezahlung ist mies, aber als Unternehmer in den ersten Jahren oder Hiwi arbeitet man auch für einen Apfel und ein Ei. Gut, also hier keine Veränderung.

Was ist mit Party nach Bedarf? Zugegeben in der Form mit lauter Musik und viel Alkohol in den späten Nachtstunden wirds wohl nix mehr. Aber ich könnte mir tagsüber Kopfhörer aufsetzen und durch die Wohung tanzen. Ist n Kompromis. Im Berghain tanzt man neuerdings auch von 10-15 Uhr ausgeschlafen, frisch geduscht und drogenfrei. Hier ist also mit leichten, trendbedingten Veränderungen zu rechnen. Annehmbar.

Letzter Punkt: Männer nach Belieben. Die Freiheit des Singletums, das Kribbeln im Bauch beim Flirten, das fremde mysteriöse Männchen... Hmmmm. Mal sehen, ich hab mich also entschieden für einen Mann. Mit dem wohne ich. (Ich habe mich lange und intensiv gewehrt. Und jetzt freue ich mich drauf, weiß auch nicht wie das kam.) Ich seh den Mann also öfter (Adé Freiheit). Der Umgang mit ihm ist vertraut und fröhlich, nicht flirtig, nicht mysteriös. Ja, das ist definitv anders. Wer schon mal in einer festen Beziehung war, wird festgestellt haben, dass man sich unter Umständen freiwillig auf solch eine Situation einlässt und Freude daran haben kann. Die beständige Partnerschaft ist ein Projekt für sich. An dem Thema bleibe ich dran. Da denke ich gilt Gleiches wie beim Kinde, warum so negativ? 

Projektkochen statt Projektbericht, auch gut.
Zurück aber zu dem Punkt "Männer nach Belieben": Belieben heißt zumindest jetzt gerade, unerwarteter und untypischerweise ein Mann, der Mann, der Papa. Alle andere sind grad irgendwie zu zu laut, zu nervig, zu blöd, zu unfähig, zu unaufmerksam und können mit dem Kind doch eh bestimmt nicht umgehen. Also für den Moment kann ich sagen, keine Panik davor, dass Ihr irgendetwas vermissen würdet außer dem vertrauten Schnarcher Eures Liebsten. Der ist übrigens nach Belieben verfügbar.

Samstag, 30. Juli 2011

34. Woche - Warum so negativ?

In 6 Wochen werde ich Mama. Und ich versuche mir ständig vorzustellen, wie es wird. Es gibt so viele Bücher, Webseiten und Ratschläge darüer. Und eins haben sie alle gemeinsam: Sie machen einem alles madig! Ich lese fast ausschließlich über Kraftlosigkeit, Machtlosigkeit, Schlafentzug, schmerzende Brüste, fehlende Freizeit und ja, sogar Depression! Das Leben sei einfach vorbei. Gut, ich will schon keine geschönten Lügenmärchen, um dann fiese Überraschungen zu erleben, aber liebe Autoren, welche junge, aktive, rational denkende, hedonistisch-lebensverwöhnte Frau wird sich denn noch für Nachwuchs entscheiden? Ihr habt natürlich den Vorteil, dass wir Eure Bücher lesen, wenn wir gar nicht mehr aus der Situation flüchten können und in den meisten Fällen hochschwanger sind, aaaaaaber: Jetzt mal ehrlich, ich bekomme Depressionen, wenn ich Eure Bücher lese! So schlimm, kann es doch nicht sein. Und wenn es tatsächlich so schlimm ist, dann vermittelt doch wenigstens eine andere Einstellung dazu oder Strategien, wie man sich es schönreden kann.



Aktuell begleitet mich "Supermom - zwischen Kind und Karriere" in der S-Bahn, wenn ich zwischen Berlin und Potsdam hin und her pendle, um Umzug, Arbeit und Uni unter einen Hut zu bekommen. Ich mochte das Schwangerschaftsbuch aus der Reihe am liebsten von allen meinen Schwangerschaftsbüchern. Humorvoll geschrieben, unglaublich klasse illustriert und mit extra Seiten für die Väter. Einfach klasse.



Also hat mir mein Götter-Gatten-Freund zum Geburtstag den Nachfolger geschenkt. Jetzt bin ich mit meinen hochhaushohen Erwartungen etwas am Boden. Nach dem Schwangerschaftsbuch war das alles für mich ein Abendteuer. Es gab Tage, wo es mir nicht gut ging, aber das fühlte sich spannend an und ich wollte wissen, was noch alles mit mir passiert. Habe tapfer meine Höhen und Tiefen genommen und fand es immer bereichernd. Jetzt lese ich "Supermom" und trotz der selben Autorin und Illustratorin, die mich im letzten Buch so positiv gestimmt haben, bekomme ich einfach nur Panik.

Ich stelle mir vor, da kommt ein quengelnder Klotz zur Welt, der sich die nächsten Jahre an mein Bein heftet und mir jegliche Lebensqualität nimmt. Und jetzt sitz ich hier im 9. Monat, keine Party, kein Alkohol, keine Salami, kein Sushi, kein Jogging, kein Verständnis meiner kinderlosen Freunde... ich realisiere es gibt kein Zurück und da sagt mir dieses Buch: "Entspannt Latte Macciato trinken im Sonnenschein - illusorisch. Schlafmangel, Greiztheit, Überforderung und Selbstvernachlässigung - faktisch." Aha, ich hab mich also selbst ins Elend gestürzt. Freiwillig. Jaja, guck wie dumm Du nur warst, liebe Mia.

Vor ein paar Tagen konnte ich wegen Hüftschmerzen nicht einmal mehr laufen, eine Folgeerscheinung von Hormonen und Bändern und Gelenken des 3. Trimesters der Schwangerschaft. Diese Höllen-Schmerzen konnten mich in meiner Aktivität tatsächlich bremsen und ich würde nach einigen Tagen vom Schmerz zermürbt sein. Jetzt ist alles vorbei, dachte ich. Ich konnte mir nicht vorstellen 2 Monate so weiterzuleben. Ich konnte mich kaum bewegen, wenn dann nur ein bisschen und wenn auch nur unter absolut wahnsinnigen Schmerzen. Mein Schwangerschaft war doch streberhaft-vorbildlich, genau wie mein Kind. Wie konnte denn sowas passieren? Und ich erinnerte mich an die Anfänge der Schwangerschaft: Übelkeit, verzicht auf eins zwei Dinge, aber mit der Zeit setzte die Leidensfähigkeit neue Maßstäbe. Und jetzt fühle ich mich unsicher bis verängstigt. Ja und das "Grande Finale" steht noch aus: die Geburt.

Gestern habe ich mich mit einer ehemaligen Kollegin über die Geburt unterhalten: "Ach alles gar nicht so schlimm. Die schwierige Zeit beginnt erst danach..." --Waaaaas???? Hallo??? Ich bin drauf und dran in Tränen auszubrechen. Wie kann das sein? Ich reiße mich zusammen und überlge zum 39. Mal meine 27. Alternative-Pläne für das nächste halbe Jahr. Mir gehen Sätze von Freundinnen und freundlichen Ratgebern durch den Kopf: "Diplomarbeit und Kind, das ist nicht zu schaffen. --Es wird alles durcheinanderbringen. --Du wirst total erschöpft sein. --Der Schlafmangel ist die Hölle. --Jeden Tag das selbe Programm: Aufstehen, Füttern, Wickeln, Umziehen, Schlafen, Aufstehen, Füttern... --Du wirst nichteinmal duschen können. --Freu Dich solange sie noch im Bauch ist, da kannst Du sie überall hin mitnehmen. --Teilzeitarbeit= Stress + schlechtes gewissen + das Gefühl gar nichts von allem zu schaffen. --Was? Du willst so ein kleines Kind schon zur Tagesmutter geben?"

Kann das denn wirklich alles nur so schlimm sein? Was ist denn mit dem Lächeln meiner kleinen Tochter, was mich angeblich über alles hinwegtrösten soll? Wieso schreibt denn darüber keiner mehr?
Ich will jetzt lieber sowas lesen!